Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung
Sexuelle Nötigung
Sexuelle Nötigung ist jede erzwungene sexuelle Handlung ohne Eindringen. Das Opfer gibt keine Zustimmung zu diesem Akt. Dazu gehören zum Beispiel unerwünschte Berührungen, Streicheln oder Küssen, eine Person dazu zwingen, sich auszuziehen oder seine/ihre Genitalien zu zeigen.
Eine sexuelle Nötigung kann ohne physische Gewalt oder Bedrohungen stattfinden. Zum Beispiel wenn sich das Opfer nicht gewehrt hat und alles hat geschehen lassen, weil es Angst hatte.
In Belgien ist sexuelle Nötigung gesetzlich verboten.
Die Strafe für sexuelle Nötigung liegt bei 6 Monaten bis 15 Jahren Haft, abhängig von:
- der Schwere des Angriffs;
- ob es zu physischer Gewalt oder Bedrohungen kam;
- dem Alter des Opfers.
Vergewaltigung
Vergewaltigung ist der erzwungene Geschlechtsverkehr oder Oralsex mit Eindringen. Das Eindringen kann mit einem Körperteil oder einem Gegenstand erfolgen. Das Opfer gibt keine Zustimmung zu diesem Akt. Eine Vergewaltigung kann ohne physische Gewalt oder Drohungen stattfinden. Zum Beispiel wenn sich das Opfer nicht gewehrt hat und alles hat geschehen lassen, weil es Angst hatte.
Es gibt niemals mildernde Umstände. Das bedeutet, dass der Richter nichts als Entschuldigung für Vergewaltigung akzeptieren wird. Zum Beispiel sind das Verhalten des Opfers, wie sie/er gekleidet war, was sie/er gesagt oder getan hat niemals eine Entschuldigung für Vergewaltigung.
Im Fall eines erwachsenen Opfers liegt die Strafe bei fünf bis zehn Jahren Haft. Wenn das Opfer ein Kind ist oder wenn erschwerende Umstände hinzukommen, liegt die Strafe bei 20 bis 30 Jahren Haft.
Hilfe suchen
Es ist wichtig, dass Sie nicht warten, bevor Sie sich Hilfe suchen. Vielleicht kann ein Freund oder jemand, dem Sie vertrauen, Ihnen helfen.
Ihr Hausarzt kann Sie behandeln und einen Bericht für die Polizei schreiben.
Sie können auch sofort zur Polizei gehen, um Strafanzeige zu erstatten. Die Beamten dort sind verpflichtet, Ihre Privatsphäre zu respektieren. Wenn Sie Angst vor weiterer Gewalt haben, kann die Polizei Sie schützen. Die Polizei ist verpflichtet, Sie respektvoll und korrekt zu behandeln.
Wenn Sie innerhalb von 72 Stunden zur Polizei gehen, kann dort eine medizinische Untersuchung durchgeführt werden, um Beweise vom Täter zu finden. Dort wird nach Sperma und Blut gesucht, aber auch nach anderen Spuren unter Ihren Nägeln, in Ihren Haaren und auf Ihrer Kleidung. Die Untersuchung dauert 1,5 bis 2 Stunden. Die Polizei schickt die Proben zur Untersuchung an ein Labor.
Sie können diese medizinische Untersuchung auch in einem Zentrum für die Betreuung bei sexueller Gewalt (Zorgcentrum na seksueel geweld) durchführen lassen. Dort bekommen Sie auch medizinische und psychologische Hilfe und können eine Beschwerde einreichen, auch wenn seit dem Geschehen 72 Stunden vergangen sind. Im Zentrum für die Betreuung bei sexueller Gewalt finden Sie alle diese Dienste an einem Ort.
Jedes CAW (Zentrum für allgemeines Wohlergehen) bietet einen besonderen Dienst an, den Sie in Anspruch nehmen können und der als „Slachtofferhulp“ (Opfersorge) bezeichnet wird. Die Mitarbeiter dort können mit Ihnen zur Polizei, zu einem Arzt oder zu Gericht gehen. Wenn Sie zum CAW gehen, müssen Sie nicht Ihren Namen angeben. Sie können anonym und kostenlos Hilfe und Rat bekommen.
Nach dem Gesetz muss die Polizei Sie mit dem gleichen Respekt wie alle anderen Opfer behandeln, auch wenn Sie keine Aufenthaltsgenehmigung haben. Die Polizei könnte Sie aber aufgrund Ihres Aufenthaltsstatus verhaften. Daher ist es am besten, sich von einem professionellen Mitarbeiter von CAW oder einer anderen sozialen Organisation begleiten zu lassen.
Wenn Sie sich selbst in einer Notfallsituation befinden und Angst vor weiterer Gewalt haben, können Sie ein sicheres Haus aufsuchen.
Hilfe für Täter
Wenn Sie glauben, dass Sie in einer Beziehung gewalttätig geworden sind, oder glauben, dass das Risiko besteht, dass Sie einer anderen Person gegenüber gewalttätig werden könnten, können Sie sich Hilfe suchen. Eine Therapie kann Ihnen helfen, über Ihre Gefühle und Ihr Verhalten zu sprechen, und um zu verhindern, dass Sie (wieder) gewalttätig werden.